Unser Kinder-Brief an die verletzten Mädchen und Jungen in Volkmarsen

Grüsse und gute Wünsche für Mädchen und Jungen und alle Menschen, die in Volkmarsen verletzt wurden am Rosenmontag 2020.

Jahrestag nicht vergessen 

Am heutigen Jahrestag der Amokfahrt im nordhessischen Volkmarsen gedenken die Kirchen am Mittwoch in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer. An dem Gedenkgottesdienst in Volkmarsen beteiligen sich die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann, der Fuldaer Weihbischof Karlheinz Diez und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), wie die Pressestelle der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Montag in Kassel mitteilte. Wegen der Corona-Pandemie sind nur geladene Gäste zugelassen, der Hessische Rundfunk überträgt den Gottesdienst per Livestream. 

 

Liebe Mädchen, liebe Jungen! 
Liebe Eltern und Verwandte!

Ganz oft sind wir zusammen am Kirchort St. Joseph am Rothenberg in Kassel. Immer am Sonntag nach der Messfeier für die katholischen Christen treffen wir uns.
Die Juniorhelfergruppe unserer Malteser, dazu Freunde, oft Gäste und auch die "großen" Malteser aus unserer Stadtgliederung sind dabei. 
Wir gehören zu einer Hilfsorganisation, die schon sehr alt ist und auf die Helfer und Ritter in Jerusalem zurückgeht.
Unser Chef ist Heinrich Baron von der Osten-Sacken und sein Stellvertreter ist der Stadtseelsorger der Malteser Pfr. Stefan Krönung.

Wir Kinder sind seit wenigen Jahren erst in Deutschland. Unsere Eltern haben weite und gefährliche Wege auf sich genommen, um hier mit uns in Sicherheit leben zu können. Wir kommen aus Syrien und Kurdistan, aber auch aus dem Irak und Afghanistan.
Auf der Flucht waren wir nur wenige Jahre alt und haben diese gefährlichen Wege mitgemacht. Es ist so gut, dass wir unsere Eltern und Geschwister haben!

Am Faschingssonntag ging es bei uns hier lebhaft zu. Wir haben gefeiert, gespielt und gelacht. Am Tag darauf haben wir die Nachrichten und Bilder gesehen von dem Unglück bei Euch in Volkmarsen.
Die Stadt ganz in unserer Nähe haben wir noch gar nicht gekannt.

Wir haben von den vielen Kindern gehört, die verletzt wurden, einige darunter sind noch sehr jung. Viele Verletzungen sollen sehr schlimm sein!

Als uns dann Norbert Hornemann (Bildmitte) berichtet hat, dass er als Kind selbt in Eurer Stadt gelebt hat, da haben wir leider schon wieder Geschichten von Krieg und schlimmen Erinnerungen gehört:
Ab seinem dritten Lebensjahr war er dort, weil es in Kassel im zweiten Weltkrieg sehr gefährlich war  und es danach nur wenig zum Leben gab für die Menschen. 
Er sendet Euch auf diesem Weg herzliche Grüße zusammen mit den Christen, die im Sonntagsgottesdienst schon oft für Euch zu Jesus gebetet haben.

Wir wollen Euch von uns erzählen und deshalb diesen Brief schreiben. Wir denken oft an Euch!
Ihr sollt wissen, dass es mit uns noch viele andere Kinder gibt, die an Euch denken, auch wenn sie Euch nicht kennen. Wir alle wollen Euch Mut machen!

Ihr seid nicht allein. Unsere Gedanken begleiten Euch!

Liebe Grüße!
Micha, Bean, Haval, Lulu, Basna, Aicha, Pfr. Krönung, Karol, Thomas, Tuka, Abdulla
und Norbert Hornemann, dazu (nicht auf dem Foto) auch Baron H. von der Osten-Sacken der Stadt- und Kreisbeauftragte
des Malteser Hilfsdienstes e.V.

 

PS: Wenn Ihr alle wieder gesund seid und der Sommer kommt, dann wollen unsere Erwachsenen und wir mit Euch und Euren Eltern und Geschwistern ein kleines Sommerfest feiern.
In unserem Jurtenzelt können wir Lagerfeuer machen und zusammen Kochen und Essen.
Das wird sicher sehr schön! Wir laden Euch heute schon dazu ein! Kommt uns besuchen!

 

Hintergrundinformationen

Wer wir sind - Malteser Jugend Kassel